Folge 9
Waren Sie schon mal in Gaggenau? Der Name ist Ort und Marke zugleich. Das badische Gaggenau gehört zudem zu den beliebtesten Standorten Deutschlands gehört, wenn es um den Verbrauch und Bedarf an bedrucktem Klebeband geht. Das liegt an seiner Bedeutung als Wirtschaftsstandort und der hat Geschichte. Die Stadt mit seinen 30.000 Einwohnern listet in einem Ranking der Mittelstädte auf Position 45. Die Methode dahinter stellen wir Ihnen weiter unten kurz vor.
Der Ort
Einwohner: | 30.190 (31. Dez. 2023) |
Bevölkerungsdichte: | 464 Einwohner je km2 |
Fläche: | 65,01 km2 |
Höhe: | 141 m ü. NHN |
Murgtal im Schwarzwald
Gaggenau – Stadt und Markt
Gaggenau ist eine Stadt im Westen Baden-Württembergs rund acht Kilometer nordöstlich von Baden-Baden. Sie ist nach der Kreisstadt Rastatt und vor der Stadt Bühl (im Mittelstädteranking auf Platz 4!) die zweitgrößte Stadt des Landkreises Rastatt. Gaggenau wird 1243 erstmals urkundlich erwähnt. Bis ins 19. Jahrhundert blieb Gaggenau ein kleineres Dorf. Der Ort gewann im späten 19. und im 20. Jahrhundert durch große Industrieansiedlungen an Bedeutung und erhielt erst vor etwa 100 Jahren, 1922, das Stadtrecht. Wie Rastatt liegt auch Gaggenau beiderseits der Murg.
1895 wurde hier bereits das 5-PS Automobil Orient Express gebaut, ab 1905 nannten sie sich Süddeutsche Automobilfabrik GmbH Gaggenau. 1907 erfolgte die Übernahme durch Benz & Cie. aus Mannheim. Damit hat Gaggenau eine weitere Gemeinsamkeit mit den Mittelstädten aus unserer Reihe: Rastatt, Neckarsulm und Sindelfingen.
Die Unternehmensgeschichte begann im Jahr 1683 in Gaggenau mit der Gründung einer Hammer- und Nagelschmiede, den Gaggenauer Eisenwerken, durch Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden. Als Gaggenau mit dem ersten Teilstück der Murgtalbahn ans Eisenbahnnetz angeschlossen war, begann ab 1873 Michael Flürscheim den Ausbau der Eisenwerke zum ersten industriellen Großunternehmen des Murgtals.
1879 trat der Erfinder und Unternehmer Theodor Bergmann in das Unternehmen ein, das danach unter anderem um ein Emaillierwerk und eine Kunstgießerei erweitert wurde. Nach Bergmanns Weggang 1893 wurde die Produktion auf den Bau von Fahrrädern, Herden sowie Gusserzeugnissen konzentriert. Bis 1908 wurden 250.000 Fahrräder der Marke Badenia verkauft. 1931 spezialisierte sich Gaggenau auf Kohle- und Gasherde. Bereits damals setzte man auf sparsamen Verbrauch und erweiterte Ende der 1940er Jahre das Sortiment um elektrische Öfen.
Gaggenau als Marke
Das Rezept des robusten Backofen-Emails wurde die Basis des Erfolgs der Kohle- und Gasherde, die Marke Gaggenau bis weit ins 20. Jahrhundert herstellte. Internationale Anerkennungen und zahlreiche Design-Auszeichnungen bestätigten die Arbeit der Designer.
Seit 1995 ist Gaggenau ein Tochterunternehmen der BSH Hausgeräte (bis 2015: BSH Bosch und Siemens Hausgeräte), München. Seit 2003 sind dort Geschäftsführung, Design, Marketing und Vertrieb ansässig. Die Marke Gaggenau ist in über 50 Ländern vertreten und macht damit auch weltweit Werbung für seinen Ursprungsort im Murgtal.
Alte Grenzen überwinden
Der Historische Grenzweg Michelbach–Moosbronn–Bernbach ist ein Wanderweg, der dem Verlauf der ehemaligen Landesgrenze zwischen Baden und Württemberg folgt.
Die Geschichte der Gaggenauer Stadtteile Michelbach und Moosbronn und des Bad Herrenalber Stadtteils Bernbach ist auf besondere Weise mit der ehemaligen Landesgrenze zwischen Baden und Württemberg verknüpft. Auf der Michelbacher Gemarkung lag die so genannte Wespentaille des alten Landes Baden.
An der schmalsten Stelle sind es von der württembergischen Grenze bis zum Rhein nur 17,2 km. Eine Besonderheit ist die Landesgrenzsäule im Wallfahrtsort Moosbronn an der Stelle, an der einst die Landesgrenze mitten durch den Ort verlief.
Seit der Gründung des Landes Baden-Württemberg und der Kreisreform im Jahr 1973 sind die Gemeinden beiderseits der alten Grenze stetig zusammengewachsen. Ein Ausdruck dieser guten Nachbarschaft ist nun der Wanderweg auf den Spuren der alten Grenze, der von der Stadt Gaggenau zusammen mit dem Land Baden-Württemberg ausgeschildert wurde.
Was hat Gaggenau mit bedrucktem Klebeband zutun?
Quelle: https://www.gaggenau.de
Mercedes-Benz-Werk Gaggenau – das Werk ist mit ca. 6.500 Beschäftigten größter Arbeitgeber der Stadt und der größte Industriebetrieb im Schwarzwald. Es geht auf einen 1894 von Theodor Bergmann gegründeten Betrieb zurück, der als Süddeutsche Automobil-Fabrik Gaggenau 1909 von Benz & Cie. übernommen wurde. Damit gilt es als die weltweit älteste am gleichen Standort bestehende Automobilfabrik.
Weitere Firmen vor Ort:
- Protektorwerk Florenz Maisch, Hersteller von Bauprofilen
- Dambach-Werke GmbH – der 1925 gegründete Anbieter von Beschilderungssystemen ist heute Teil des Swarco-Konzerns
- AVL Analytical Technologies GmbH/PEUS-Testing GmbH
- Grötz GmbH & Co. KG, Bauunternehmen
- König Metall, siehe Otmar Zwiebelhofer
- Kohlbecker Gesamtplan GmbH, Architektur und Bauunternehmen
- Gerhard Lang Recycling GmbH
- Precitec KG, Hersteller von Geräten für Lasermaterialbearbeitung und optische Messtechnik
- PolyOne Th. Bergmann GmbH, Kunststoffverarbeitung
- TP-Elektroplan GmbH
Einer, der im Raum Gaggenau Kunden mit Logo-Klebeband versorgt ist die Harold Dienstleistungs GmbH aus Berlin, die auch einen Online-Shop für Klebeband unterhält.
Deutschlands starke Mittelstädte
Produktionsorientierte Mittelstädte, Henner Lüttich, Standort-Kompass, Contor 2021
Von 587 Mittelstädten Deutschlands belegt Gaggenau Rang 45. Was ist eine Mittelstadt: Das ist ein typisch deutscher Begriff für die Einteilung von Städten. Neben der Klein- (unter 20.000 Einwohner) und der Großstadt (über 100.000) wohnen in einer Mittelstadt mindestens 20.000 und weniger als 100.000 Einwohner. 2020 lebte in Deutschland fast jeder dritte in Mittelstädten: 22,9 Millionen Menschen, was 27,5 % der deutschen Bevölkerung entspricht.